Geschichte der Gemeinde

Serafim Korff: „hier bin Ich zu Hause...“

Die Kirche zur Ehre der Geburt von Jesus Christus in Hannover ist eine von 40 Gemeinden der russischen orthodoxen Kirche im Ausland in Deutschland. Die russische orthodoxe Kirche hatte sich bald nach der Oktoberrevolution geteilt. Die Teilung geschah im Jahr 1920. Die Voraussetzungen für die Teilung hatten einen ideologischen Ursprung. Man muss zugeben, dass die russische orthodoxe Kirche im Ausland die Reinheit und die Hauptprinzipien der russischen Orthodoxie beibehalten hat, während Russland eine Periode der Gottlosigkeit erlebte. Die Diözese im Ausland hat in dieser Zeit sogar die Kirche in Russland mit Literatur unterstützt.

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Die Stadt Hannover besaß in dieser Zeit drei russische Kirchen, vier Priester, und war der Sitz eines Bischofs. Nach dem ersten Weltkrieg gab es in Deutschland 150 russische orthodoxe Gemeinden und 200 Priester. Der erste Prior unserer Gemeinde blieb nach dem ersten Weltkrieg nicht lange in Hannover und wanderte nach Amerika aus. Sein Nachfolger Dimitrij Znamenskij hielt unsere Gemeinde bis zum Jahr 1981 unter seiner Schirmschaft. Er war der Priester für drei Gemeinden gleichzeitig. Zwischen diesen drei Gemeinden Hannover, Bielefeld und Köln reiste er ständig, ohne ein eigenes Auto zu haben. Die Mitglieder der Gemeinden wanderten bald nach Kanada, USA und Australien aus. Der Grund dafür, war die Angst vor einer Repatriierung in das kommunistische Russland. In Deutschland blieben dann hauptsächlich alte oder kranke Leute. Zu unserer Gemeinde gehörten im Jahr 1982 etwa 30 Gläubige. Die Gemeinde wurde auch über lange Zeit von Gastarbeitern aus Griechenland besucht. Später haben sich die Gläubigen aus Griechenland eine eigene Kirche gebaut. Man dachte, als sie gegangen waren, dass niemand mehr in der Gemeinde bleiben würde... Schauen Sie heute in die Kirche: Es gibt eine „neue Welle“- es gibt kaum freien Platz dort.

Vater Serafim bekam das Interesse zur Orthodoxie, als er 16 Jahre alt war. Er hatte damals einen Freund aus der Ukraine, der ihm darüber etwas erzählte. Unser zukünftiger Priester besuchte die Gemeinde beim Vater Dimitrij. Getauft wurde Vater Serafim in der Göttinger Kirche bei dem dortigen Priester. Jetzt ist Vater Serafim schon mehr als 20 Jahre der Priester in unserer Gemeinde. Vater Serafim hat sich sowohl die russische als auch die kirchenslavische Sprache beigebracht, den Berg Athos und zahlreiche Klöster besucht. Noch nicht so lange her, empfing Vater Serafim Glückwünsche von der ganzen Gemeinde. Der Anlass war das zwanzigjährige Jubiläum seiner Tätigkeit als Priester in unserer Gemeinde. Die Leute organisierten dazu eine kleine Feier vor der Kirche.

- Vater Serafim wieso wählten Sie den russischen Glauben, die russische Kirche?

hier bin Ich zu Hause... Die Gnade Gottes steigt nur in der orthodoxen Kirche auf einen Menschen herab. Die westlichen Kirchen haben das nicht. Unsere Kirche liefert das reelle Zeugnis der Orthodoxie in dieser Welt.

Die Gnade Gottes ist das innere Licht, die Gabe des heiligen Geistes. Man sagt auch: die Gnade Gottes gemäß dem Glauben. Wir bewahren die Traditionen einer kleinen russischen orthodoxen Gemeinde: Gottesdienste, Leser, kleiner Chor, erzählt Vater Serafim weiter.

Zu Weihnachten wird die Feier um den Tannenbaum für Kinder und Erwachsene organisiert. Zu Ostern findet ein Bittgang rund um die Kirche und eine gemeinsame Trapeza (Mahl) statt.

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Die Gemeindemitglieder spüren die Motivation und die Freundlichkeit von Vater Serafim und schenken ihrem Priester dafür ihre Liebe. Die Frau von Vater Serafim – Mutter Maria ließ sich auch in den orthodoxen Glaube taufen. Sie passt ständig auf die Einhaltung der richtigen orthodoxen Formen bei den Gottesdiensten auf Messen.

Eine wesentliche Unterstützung erhält die Kirche auch von ehrenamtlichen Helfern. Eine weitere Zierde der Kirche zur Ehre der Christi Geburt ist der Kirchenchor. Die Leitung des Chors liegt in den Händen der Konservatoriumabsolventin Oksana Neidorf.

Man kann viele herzberührende Feste in der russischen Kirche erleben. Zum Beispiel am Sonntag der Vergebung. Der Priester bietet im Kniefall um Vergebung bei jedem einzelnen Gemeindemitglied. Die Leute bitten um Vergebung untereinander und grüßen einander mit dem dreimaligen Kuss. Weitere Feste sind der Palmsonntag, die Taufe Jesu, Pfingsten und Ostern. Die erste Woche der Großen Fastenzeit ist durch die Lesung des Bußkanons des Andreas von Kreta gekennzeichnet. Nach einem solchen Abendgottesdienst findet manchmal eine Spendenaktion statt, wobei fleischlose Lebensmittel von Gemeindemitgliedern an andere Gemeindemitglieder gespendet werden. Die Leute sollen sich bei jedem Kirchenfest nicht nur auf Gott, sondern auch auf den Nächsten konzentrieren.

Dem Osterfest gebührt in der orthodoxen Kirche besondere Aufmerksamkeit. Ostern wird besonders prachtvoll gefeiert. Man kommt abends zur Kirche und bringt auch österliche Spezialitäten, die gesegnet werden. Die Apostelgeschichte wird vor dem Ostergottesdienst in verschiedenen Sprachen gelesen. Währenddessen findet die persönliche Beichte bei dem Priester statt. Die Osternliturgie fängt um Mitternacht an. Man geht am Anfang rund um die Kirche mit Bannern und Ikonen. Der Ruf „Christus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden“ erklingt auf Russisch, Deutsch, Griechisch und Rumänisch. Vater Serafim überreicht jedem/jeder mit dreimaligem Kuss ein Osterei. Die Besucherzahl lässt sich praktisch beim Nachzählen ausgegebenen Ostereiern ermitteln. Anschließend finden die Segnung der Osterspezialitäten und ein gemeinsames Mahl bis zu den Morgenstunden statt.

Die Gemeinde hat sich vor kurzer Zeit von einer Gruppe von griechischen Gemeindemitgliedern verabschiedet. Sie kehrten wieder nach Griechenland zurück. Es fand eine Trapeza statt, wobei Vater Serafim sagte: „Falls wir uns nicht mehr hier auf der Erde treffen, dann treffen wir uns unbedingt bei Gott!“ Die griechischen Gläubigen bezeichneten die Atmosphäre, die in der russischen orthodoxen Kirche herrscht als „Familienkirche“.

Unsere Gemeinde empfing am 1. Dezember 2004 S.E. Erzbischof Mark von Berlin und ganz Deutschland. Er nahm an der Vesper und am nächsten Tag an der Liturgie teil, wobei viele Leute kommunizierten. Nach der Vesper fand eine Zeremonie statt, bei der Vater Serafim eine Auszeichnung erhielt. Die Aktivitäten von Vater Serafim wurden von dem Erzbischof extra hervorgehoben. Vater Serafim wurde deswegen an diesen Tag das Epigonation aus den Händen des Erzbischofs überreicht. Es ist schon die dritte Auszeichnung mit einem Epigonation für unseren geistigen Vater. Dann hat Erzbischof Mark alle Gemeindemitglieder in eine Gaststätte eingeladen. Das Essen war wegen der weihnachtlichen Fastenzeit fleisch- und milchlos.

Zusammenfassung von Ludmila Popova
Übersetzung in die deutsche Sprache von Mykola Tertychnyy und Matthias Borchert.

Auf dem ersten Foto: Vater Serafim mit dem Akolyth Vadim
Foto von Svetlana Beer